Die Musik: „Blumen und Narzissen“ (1981) ist Doraus erste LP: ein Independent-Produkt, das entsprechend ungeschliffen produziert wurde. Neben „Fred vom Jupiter“ enthält es haufenweise ähnlich gut gelaunter und ansteckender Pop-Hits.
Reissue im Digipak mit Linernotes von Carsten Friedrichs (Superpunk), seltenen Fotos und fünf Bonustracks, allesamt erstmals auf CD.
Erhältlich als CD und als 180g-Vinyl.
Wenn es nach Andreas Doraus Lehrer gegangen wäre, wäre sein größter Hit „Fred vom Jupiter“ nie erschienen. Dorau hatte das Lied als 16-Jähriger während einer Projektwoche in der Schule komponiert, und der zuständige Pädagoge fand, das Lied sei geistiges Eigentum der Lehranstalt. Zum Glück kam er damit nicht durch. Der Rest ist – wie man so schön sagt – Geschichte. Im Jahr 1981 erscheint auf dem kleinen, angesagten Düsseldorfer Label Ata Tak zunächst die Single „Fred vom Jupiter“, von der in den ersten Monaten 20.000 Stück verkauft werden, gefolgt von der LP „Blumen und Narzissen“. Es ist ein seltsames Album. Zum größten Teil erdacht und ausgeführt von einem 16-Jährigen während eines Urlaubs in den Bergen mit der Familie. Und, was eigentlich am erstaunlichsten ist: Es war ein Erfolg. Denn bei „Blumen und Narzissen“ handelt es sich um ein PopAlbum, und wenn man sich Zeit (1981) und Ort (BRD) seiner Entstehung anschaut, dann liegt nichts ferner als die Idee, dass ein Pop-Album in Deutschland erfolgreich sein könnte. Die Mainstream-Charts wurden von den Schlümpfen und Ernst Mosch angeführt, in den Kneipen und Discos dominierte Deutsch- und Bluesrock, und abseits des Mainstreams gab es fast ausschließlich Musik für Ökos oder Punks – und beide Randgruppen langweilten durch ihre Ernsthaftigkeit. Eine winzige Nische besetzten einige von Doraus Seelenverwandten wie Der Plan, Palais Schaumburg et. al, aber in dieser Nische blieben sie eben auch. „Blumen und Narzissen“ ist – auch 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung – ein tolles Album. Eigentlich war Doraus Plan seinerzeit, nicht nur bei Ata Tak eine Single herauszubringen, sondern zehn weitere Singles bei je einem anderem von ihm geschätzten Label. Und genau so klingt „Blumen und Narzissen“: wie eine Ansammlung von Singles. „Nordsee“, „Junger Mann“, „Tulpen und Narzissen“ zumindest hätten sich zu Hits entwickeln können. Der Connaisseur erkennt Parallelen zu den goldenen Jahren der Popmusik: Singles, eine Girlgroup (Die Marinas), die Lust am Stil. Und heute? Eigentlich hat sich nichts geändert: Die deutschen Charts sind immer noch nicht an Grausamkeit zu überbieten, gerade was die einheimischen Künstler angeht. Und weil gute Popmusik gute Popmusik ist, hat „Blumen und Narzissen“ auch im In- und Ausland seine Fans und wird immer neue Fans finden. Und weil „Blumen und Narzissen“ immer noch seltsam und „anti“ ist, klingt es nicht einen Takt lang altmodisch oder wie von vor 30 Jahren.
Tracklisting: 1. Tulpen und Narzissen 2. Einkauf 3. Junger Mann 4. Reisen 5. Fred vom Jupiter 6. Nordsee 7. Ich hab das Glück 8. Ernst 9. Lokomotivführer 10. Alter Maler 11. Arrividerci
Bonus: 12. Auch die Heimat ist nicht mehr schön 13. Der lachende Papst 14. Sehnsucht nach dem Osten 15. Negermuskeln 16. Sommer im Dornrosental 17. Wir basteln uns ein Auto