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Fehlfarben "Über...Menschen"

"Wer von deutschpoppiger Unverkrampftheit die Schnauze voll hat, braucht 'Über... Menschen'" Album der Ausgabe, Spex
"Über...Menschen tut gut, und fesselt da, wo es erwartet werden darf." Westzeit
"Das neue Werk der Fehlfarben ist grundsympathisch. Über...Menschen ist schnittig im Postpunksound und zaudernd in den Lyrics." TAZ
"Fehlfarben sind in sehr guter Form." INTRO

„Wenn die Welt nicht so wäre, wie sie wär’, hätten alle ein Leben oder mehr.“

Ich habe vor Jahren mit Thomas Schwebel ein Drehbuch geschrieben. Es hieß „Squaredance in Thüringen“ und es ging, nun ja, eben um eine Squaredance-Gruppe in Thüringen. Das Buch wurde von einer echten Grimme-Preisträgerin gemopst, die es umgehend als das ihre ausgab und dann lief der Film unter dem Titel „Willkommen im Westerwald“ um 20.15 Uhr im Ersten. Hat mich ziemlich fertig gemacht. Öffentlich-rechtlich, 20.15 Uhr – die Drehbücher sind gut bezahlt und zu dieser Zeit war ich wirklich herzhaft prekär unterwegs. Im zeitgenössischen Rapper-Lingo heißt das wohl, dass wir amtlich gefickt wurden. Aber eine andere Story.

2002 war Schwebel noch Gitarrist bei den Fehlfarben und als solcher hatte er zu einem unserer wöchentlichen Schreibtermine die neue Fehlfarben-Platte „Knietief im Dispo“ mitgebracht. Ich kann mich nicht genau erinnern, ob er wollte, dass wir die Platte zusammen hören (wegen Kommentar und so) – was ich weiß ist, dass ich derlei Situationen tunlichst auszuweichen versuche. Mir ist die Gefahr zu groß, durch eine dieser überflüssigen still-rockin’-after-all-these-years-Platten Erinnerungen abzuschießen. Gilt erst recht für Leute, die ich persönlich kenne, und gilt insbesondere auch für Konzerte. Ich möchte nicht mit Kapellen und Musikern, die mir zu anderen Zeiten wichtige Platten gegeben haben, gemeinsam alt werden, einen Bauch, graue Haare bekommen, zynisch, tränendrüsig o.ä. werden. Hm. Während ich das hier so vollmundig bringe, muss ich es gleich einschränken. 2008, das absurde Jahr. War innerhalb von ein paar Monaten auf den Konzerten von Lou Reed, Iggy Pop, Roxanne Shanté und Neil Young. Kein Scheiß: Alle in einem Jahr und dann noch alle super. Ausnahme, Regel etc. Sei es drum.

Die Platte lag nun auf dem Tisch und wir schrieben am Drehbuch weiter. Als Schwebel gegangen war, habe ich die Platte aufgelegt.

Überflüssig, anderen Best-Agern zu erklären wie, äh, wichtig die Fehlfarben beziehungsweise „Monarchie und Alltag“ nicht nur für mich waren. Eventuell auch überflüssig, Jüngeren zu erklären, wie und warum die Fehlfarben auch für den Rest der eher kleinen Welt wichtig waren. Ich finde ja, Youngsteretten und Youngster sollten lieber Hafti, Homeboy Sandman, SSIO und Shabazz Palaces hören. Aber auch hier: sei es drum.

Jetzt liegt hier wieder ein neues Fehlfarben-Album. Nicht auf dem Tisch, sondern in iTunes. Über dem Symbol für Play ziehen Werbebanner für die neuen Platten von Kay One, Helene Fischer, Konstantin Wecker und Lindemann über den Monitor.

Zugegeben, ein wenig Sorge war wieder nicht zu kaschieren. Würden die jetzt irgendwie amtlich klingen, mit irgendwie besserem (= „fetterem“) Sound? Irgendwie versöhnlicher?

Alles in bester Ordnung. Fehlfarben sind stur. 13 unaufgeregte, 2015 aus der Zeit gefallene, immer noch fast penibel unpathetische Tunes. Neu beziehungsweise ein bisserl geändert ist, dass Peter Heins Stimme etwas tiefer geworden ist. Und zart und mit vorsichtigem Händchen betrieben, gibt es eine Handvoll musikalische Erweiterungen festzustellen: „Untergang“ und „Sturmwarnung“ sind knarzig-dubby, insbesondere Letzteres ist rätselhafte Musik. „Urban“ ist ambitioniert, weil irgendwie Reggae, dazu noch mit einem Mini-Augustus-Pablo-Solo, geht aber wegen des umso wütenderen Heins obendrauf erst recht klar. „Rein Raus“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Fehlfarben musikalisch ticken: Disco-no-Disco, Slowfox-Pogo mit einem Schwerpunkt auf Platzangst. Und dann noch “Komitee“, angebratener No-Wave-Funk, der perfekt zu den Krawallen der Expo-Eröffnung in Mailand, der Einweihung des EZB-Neubaus in Frankfurt o.ä. gepasst hätte.

Gen Ende Waschzettel noch eine kleine Auswahl der besten Punchlines (Stand jetzt): „Nackt in der Zukunft, die keine war“, „Die Zukunft liegt beim Komitee, das Klick für Klick sagt, was nicht geht“, „An jeder freien Stelle prangt ein Logo des jüngsten Gerichts“, „Wenn die Welt nicht so wäre, wie sie wär’, hätten alle ein Leben oder mehr“, „Bist du noch gender oder schon gerendert?“, „Ich brech’ doch keinen Streit vom Zaun mit Generationen, die sich eh nichts trau’n.“

Ach ja, und: „DAS RUNDE AM RAD, DA WEISS MAN NICHT, WAS ES TUT. WIR LASSEN MAL LIEBER ALLES SO WIE ES WAR, QUADRATISCH, DA BESTEHT KEINE GEFAHR.“

In diesem Sinne.
Ale Dumbsky



 

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