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Pyrolator "Inland" (Re-Issue)
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„Inland“ ist der musikalische Kommentar zu der von Paranoia und Gewalt gepra¨gten spa¨ten siebziger Jahre in der Bundesrepublik Deutschland. Es ist eines der radikalsten, modernsten und unversöhnlichsten Alben nicht nur der damaligen Zeit. Schon das Cover illustriert die Atmosphäre im Jahre 1979 in der BRD auf treffliche Weise: Grau- und Braunto¨ne statt bunter 70er-Jahre- Seligkeit. Die politische Situation in West-Deutschland ist aufgeladen. Der Krieg, den die Rote Armee Fraktion (RAF) und der Staat gegeneinander führen, eskaliert mit der „Offensive 77“ und dem Deutschen Herbst. Die Aufbruchstimmung, welche die ersten Jahre der Kanzlerschaft Willy Brandts und der sozialliberalen Koalition bestimmte, endete in der „bleiernen Zeit“. Die Teilnahme an einer Demonstration gegen Berufsverbote konnte zu selbigen führen, und die Chancen, in eine Terroristenfahndung zu geraten und in den Lauf einer Maschinenpistole zu blicken, waren gerade für jüngere Menschen recht hoch. Pyrolators Ziel war es, ein Protestalbum zu machen, und zwar eins weitab von jeglichen Konventionen. Die völlige Abwesenheit von gewohnten musikalischen Strukturen und die unvermittelt auftauchenden Gera¨uschaufnahmen schaffen eine beklemmende, klaustrophobische Atmosphäre. „Inland“ ist gleichzeitig eine Absage an die neue Form des Protestliedes, des heiseren verzweifelten Geschreis der Punkrocker, als auch eine Absage an die herkömmliche Form des Protestliedes, wie sie bis weit in die 1980er von den Barden des grün-alternativen Milieus gepflegt wurde. Darüber hinaus prägt „Inland“ jedoch noch etwas anderes: die Lust am Neuen, die Lust am Experimentieren und die Lust daran, den eigenen Horizont und den der Mitmenschen zu erweitern. Diese Lust durchzieht das Werk des Pyrolators von seinem Debüt „Inland“ bis zu seinem aktuellsten Album „Neuland“ (erschienen 2011 auf Bureau B). Und so ist „Inland“ trotz des Protestes und der Verneinung ein positives Album. Denn in jedem „Nein“ steckt schließlich ein „Ja“ zu etwas anderem. Vielleicht sogar zu etwas Besserem.
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