„Home-Taping is Killing Music“ ist die erste und einzige LP von Pyrolator (Mitbetreiber des Ata-Tak-Labels und Mitglied bei Der Plan) und dem Tape-Loop-Bastler Arnd Kai Klosowski: skurrile, rohe Sound-Experimente aus der Frühzeit der Sampling-Technologie. (Erstmals veröffentlicht 1985 auf Ata Tak/WR 30)
Als dem als Bluesgitarrist erfolglosen Arnd Kai Klosowski Mitte der 80er Jahre auffiel, dass nicht die Musik oder die Musiker, sondern der DJ in den Discotheken der Hauptdarsteller war, fragte er sich: Könnte man nicht mit einer Mischung aus aufgenommener und live gespielter Musik, die man mal an-, mal ausschaltet, etwas Neues machen? Er baute sich ein Schaltpult mit acht Mikrofon-Eingängen, trommelte ein paar Leute zusammen, und es wurde improvisiert, was das Zeug hält. Aber er war mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Da fiel ihm ein, dass er als Teenager schon einnmal mit selbst gebauten Tape-Loops experimentiert hatte. Und so wurde aufs Neue gebastelt, getüftelt und gelötet.
Die ersten Aufnahmen mit dieser neuen Tape-Loop-Maschine Marke Eigenbau fanden ihren Weg zum Betreiber des ZickZack-Labels Alfred Hilsberg, der sich entschloss, ein Album zu veröffentlichen. Aber es fehlte noch ein Produzent. Und hier kommt nun endlich Pyrolator ins Spiel, Musiker (u.a. bei Der Plan), Produzent und Mitbetreiber des Labels Ata Tak. Ähnlichkeiten in der Arbeitsweise und den musikalischen Vorlieben zwischen ihm und Klosowski sind unüberhörbar. Beide teilen die Vorliebe für das Collagenhafte, für obskure Musik und technische Innovation.
Man ging also zusammen ins Studio, nahm „Home-Taping is Killing Music“ auf und veröffentlichte nicht, wie eigentlich vorgesehen, bei Hilsbergs ZickZack-Label, sondern bei Ata Tak. Wie kam es dazu? Pyrolator: „Wir fanden, dass das Album viel besser zu Ata Tak passte, und so einigten wir uns mit Alfred, dass die Platte bei uns rauskam.“ Klosowski fügt dieser Erklärung noch ein weiteres, nicht unerhebliches Detail hinzu: „Pyrolator musste viel mehr Zeit und Arbeit investieren, als er gedacht hatte. Er hatte sich das Ganze einfacher vorgestellt. Ich kannte mich mit Studiotechnik zu wenig aus, das blieb alles bei ihm hängen. Es trafen Welten aufeinander, ein ausgebildeter Musiker und ich. Der eigentlich fürs Studio vorgesehene Etat wurde dadurch gesprengt.“ So wurde aus einem von Pyrolator produzierten KlosowskiAlbum ein gemeinsames Klosowski/Pyrolator-Album.
„Home-Taping is Killing Music“ ist ein Rohdiamant aus der Pionierphase der Samplingtechnik. Zwar gab es damals schon den Emulator 1, aber mit der von Klosowski erfundenen und gebauten Tapemaschine konnte man erheblich längere Loops/Samples abspielen. Und so treffen Salsa-Trompeten auf gregorianische Choräle, Eisenbahngeräusche auf kambodschanische Musik, Gospel auf bayerische Jodler. Und nie wird die Technik zum Selbstzweck: Sie steht stets im Dienste der Melodie, des Beats und der Überraschung kurz: Sie steht im Dienste des Hörgenusses!
Neben dem Orginal-Album finden sich 6, davon 4 bisher unveröffentlichte Bonus-Tracks auf der Wiederveröffentlichung.
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